Die neoromanische Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde 1895 fertiggestellt. Durch Bombenangriffe erlitt das Gebäude 1943 starke Schäden, sodass nach dem Zweiten Weltkrieg ein Abriss diskutiert wurde. Im Jahr 1956 mussten Teile der Ruine aufgrund der Einsturzgefahr entfernt werden. Die Bevölkerung protestierte jedoch gegen einen vollständigen Abriss, sodass die Turmruine bis heute als Mahnmal für den Zweiten Weltkrieg erhalten bleibt. Vom Architekten Egon Eiermann wurden der Ruine bis 1961 zwei Ergänzungsbauten zur Seite gestellt. Der Künstler Helmut Verch dokumentiert im vorliegenden Holzschnitt die Errichtung des späteren Neubaus. Mit stark reduzierten Formen stellt er die Turmruine dar, neben der sich ein Baukran befindet. Hinter dem Kran ist der entstehende Turm des Eiermann’schen Baus zu sehen. Statt die Silhouette des Turmstumpfes für sich genommen oder in Kombination mit den fertigen Ergänzungsbauten abzubilden, entschied sich der Künstler für ein Zwischenstadium. Die elementare Rolle, die der Baukran im Bild einnimmt, steht im Kontrast zu seiner banalen Aufgabe. Dass er in der gleichen Farbe wir die Turmruine gestaltet ist, provoziert den Eindruck einer vermeintlichen Gleichwertigkeit.
